Zuerst ist es nur ein taubes Gefühl in den Finger- und Fußspitzen. Trotz der dicken Handschuhe, der langen Thermounterwäsche und der Extralage an dicken Strümpfen. Dann kriecht die Kälte langsam die Füße entlang, die Knöchel hoch, in die Unterschenkel. Jetzt wäre ein Platz an einem warmen Kachelofen genau das Richtige – oder wenigstens eine Tasse heißer Tee.
Es ist kalt, eiskalt sogar, an diesem Morgen im Spätherbst. In den vergangenen Tagen hat es rund um Deutschlands höchsten Gipfel, die Zugspitze, geschneit. Jetzt bedeckt eine 20 Zentimeter dicke Schneeschicht die Landschaft im Werdenfelser Land und die Gipfel ringsumher: Kramerspitz, Wank, Waxenstein und natürlich die Alpspitze, den pyramidenförmigen Hausberg von Garmisch-Partenkirchen, 2.626 Meter hoch. Selbst im Tal, am Marienplatz im Ortsteil Garmisch mit seinen noblen Geschäften, liegt eine dünne Schneeschicht.
„Zieht euch warm an“, hat Hans-Ulrich Zbil schon am Vortag gesagt. „Am besten mehrere Schichten übereinander.“ Dabei hat er allerdings nicht erwähnt, wie zugig es in einem Wartungsgehänge zugeht. Statt in einer der Gondeln gemütlich sitzend in sieben Minuten zur Bergstation der Kreuzeckbahn hinaufzuschweben, stehen wir in einem offenen Käfig, dicht gedrängt, immer wieder stoppend. Es ist Revisionszeit bei den Bayerischen Zugspitzbahnen, wie jedes Jahr nach dem Ende der Wander- und vor Beginn der Skisaison. Von Anfang November bis Anfang Dezember arbeiten die Mitarbeiter der Bahnen einen detaillierten Prüf- und Reparaturplan ab, sehen sich Verschleißteile an und wechseln bei Bedarf ganze Rollen aus. An dessen Ende überprüft TÜV SÜD nochmals alle sicherheitsrelevanten Teile und gibt seinen Segen, damit die Bahn ein weiteres Jahr fahren darf.