Mode steht für den Reiz des Neuen, für Veränderung, für Kleidung gemäß dem Zeitgeist. Zwangsläufig ist sie darum regelmäßigen Zyklen unterworfen – traditionell räumen Textilketten und Kaufhäuser alle sechs Monate ihr Sortiment für die neue Saisonware. In jüngster Zeit, getrieben auch durch den zunehmenden Onlinehandel mit Kleidung, haben sich die Zyklen allerdings verkürzt – mit der Folge, dass Mode immer schneller veraltet. Im Windschatten der dynamischen Entwicklung dieser als Fast Fashion umschriebenen Industrie hat sich allerdings ein Trend entwickelt, der auf radikale Entschleunigung setzt: Slow Fashion.
„Es gibt viele Begriffe, die nachhaltige Mode momentan umschreiben“, sagt Ellen Köhrer, Autorin des Buches „Fashion Made Fair“ und des Blogs „Grün ist das neue Schwarz“. „Dazu zählt neben der Slow Fashion auch Fair Fashion oder Eco Fashion. Die Trennung ist noch etwas unscharf, sie alle eint allerdings dieselbe Intention: Kleidung nachhaltiger zu produzieren.“ Die Bewegung setzt auf eine Produktion unter fairen Arbeitsbedingungen, umweltfreundlich und ressourcenschonend. Außerdem betont sie die Transparenz im Produktionsprozess. „Es ist eine Gegenbewegung zu Fast Fashion“, erklärt Köhrer. „In den vergangenen Jahren hat es sich ja verselbstständigt, Kleidung zu jeder Zeit zu kaufen, egal, ob man sie braucht oder nicht. Sie ist ja günstig, und die Kosten fallen nicht ins Gewicht.“ Was die Frage aufwirft: Deutet die Gegenbewegung der Slow Fashion gar eine Trendwende für den Modekonsum an? Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr?
„Slow Fashion ist eine Nische und wird es wahrscheinlich auch bleiben. Das muss man ganz klar so sagen“, bekennt Köhrer. Aber es sei eben eine stark wachsende Nische. Slow Fashion gewinnt in einer Zeit an Popularität, in der sich das Konsumverhalten eines Teils der Gesellschaft verändert. Konsumforscher haben dafür vor allem weite Teile der Generation X ausgemacht, also diejenigen, die heute dreißig oder vierzig sind. Auch Teile der nachfolgenden Generation Y zählen noch dazu. Für die finanziell eher sorgenfreien und an Nachhaltigkeit interessierten Gruppen wird das ressourcenschonende Einkaufen immer mehr zu einem wichtigen Teil ihres Lebens. Und das eben nicht nur im Lebensmittelbereich, wo die Slow-Food-Bewegung bereits seit längerer Zeit etabliert ist und durchaus als geistige Vorlage für den Slow-Fashion-Trend herhalten kann.