Herr Ratti, brauchen wir Smart Cities überhaupt
Ja. Wir wollen sie vielleicht nicht, aber wir brauchen sie. Unsere Städte haben in allen Bereichen Mängel, die sich deutlich am Verkehr und an der Verschmutzung zeigen. Wir streben immer nach einer besseren Lebensqualität. Nur mit Technologie und Fortschritt können wir das erreichen. Allerdings gibt es viele Konzepte, wie Technologie die Stadt verbessern kann. Singapur macht viel im Hinblick auf Mobilität, Boston dagegen für die Beteiligung der Bürger, Kopenhagen wiederum im Bereich Nachhaltigkeit. Fest steht, unsere Städte müssen besser werden und damit meine ich vor allem umweltverträglicher.
Und wie genau können wir die Stadt von morgen gestalten, damit sie nachhaltiger wird?
Wir sollten sie nicht so bauen wie im 20. Jahrhundert. Damals wurden viele Ressourcen verschwendet. Die Stadt wurde nicht optimal und nützlich geplant. Vielmehr lag der Fokus darauf, den Platz zu verdichten und für jeden einen eigenen Wohnraum zu schaffen. Das führte dazu, dass vieles nicht so effektiv genutzt wurde, wie es möglich wäre. Ein Beispiel sind unsere Wohnungen, die den Großteil der Zeit leer stehen. Technologie wie Real Time Data, also in Echtzeit übertragene Daten, könnte eine effizientere Nutzung aller Lebensbereiche ermöglichen.
Bei Nachhaltigkeit geht es also um Effizienz?
Nicht nur. Im 20. Jahrhundert füllten die Menschen die Landschaft mit Städten. Heute ist es genau andersherum. Wir möchten die Natur zurück in die Stadt bringen. Mit meinem Designbüro gestaltete ich zuletzt einen Pavillon zur Eröffnung der diesjährigen Design Week in Mailand. Er stand auf der Piazza del Duomo, hatte in der Mitte einen Garten und spiegelte alle vier Jahreszeiten wider.